Während in Deutschland die Karnevalsumzüge stattfinden, wird auch in den Anden Karneval gefeiert. Der wichtigste Feiertag ist dabei der Karnevalssonntag, der meist auf einen Tag im Februar fällt. Geht man an diesem Sonntag vor die Tür, kehrt man mit ziemlich großer Sicherheit nicht trocken nach Hause zurück. In der Stadt - aber vor allem auf dem Plaza de Armas - trifft man so nicht wie in Köln auf verkleidete Jecken, sondern auf mit Wasserbomben, Schaumsprays und Farbpulver bewaffnete Menschen. Auch wenn der Karneval in jeder Region ein bisschen anders gefeiert wird, wird diese Wasserschlacht fast überall ausgetragen und auch die Touristen bleiben hierbei nicht verschont. Findet man einen Platz, an dem man sicher vor den Wasserbombenattacken ist, kann man sich am Vormittag außerdem die traditionellen Tänze, die von Tanzgruppen aus dem Umland aufgeführt werden, angucken.
Eine weitere Tradition ist Yunza -oder sacha chuchuyin Quechua. Hierbei wird auf einem Platz ein Baum aufgestellt, der mit verschiedenen Geschenken, farbigen Bändern und Luftballons geschmückt ist. Tänze um den Yunza-Baum zu andnischer Musik und in traditioneller Kleidung dürfen zu Karneval natürlich nicht fehlen. Reihum werden dem Baum nun mit einem Beil Schläge versetzt, bis er fällt. Fällt der Baum, versucht jeder, ein Geschenk zu ergattern. Die Person, die den Baum letztlich zum Fallen bringt, muss im folgenden Jahr das Yunza-Fest ausrichten. Das heißt, derjenige sorgt für Musik, Essen und natürlich auch für den Yunza-Baum. Ein typisches Gericht für diese Feierlichkeit ist puchero (auch timpugenannt), das verschiedenste Zutaten wie u. a. Mais, Süßkartoffeln, Yuca, die getrocknete Kartoffelart Chuño und Fleisch enthält.
Zu den Festlichkeiten gehören jedoch auch schon die beiden Donnerstage vor Karneval: Compadres und Comadres. An diesen Tagen treffen sich die Familien, welche durch die (Tauf-)Patenschaft der Kinder miteinander verbunden sind. Gleichzeitig ist es Tradition, dass an verschiedenen Orten in der Stadt Puppen in Lebensgröße aufgehängt werden, die Ähnlichkeiten mit den Compadresund Comadresaufweisen. Auf diese Weise wird sich auf eine liebevolle Art und Weise über bestimmte Personen und ihre jeweiligen Eigenschaften lustig gemacht. So wird manchmal auch alte Kleidung der Paten verwendet, um die Puppen zu bekleiden. Wie du siehst, ist der Karneval in den Anden also ein sehr vielfältiges Fest mit verschiedenen Traditionen, die auch du als Sprachschüler von ACUPARI direkt miterleben kannst.
Wencke H.