Als ich wusste, dass ich ein Praktikum in der Sprachschule ACUPARI in Cusco machen werde, war mir schnell klar, dass ich am liebsten auf der Reise nach Cusco bereits das Land kennenlernen möchte, sodass ich mich trotz Regenzeit zusammen mit meinen Eltern, die mich auf der Reise begleiteten, dafür entschied, in Lima ein Auto zu mieten und zunächst auf der Panamericana Sur Richtung Süden zu fahren.
Unsere Route führte uns zunächst von Lima nach Paracas. Das Autofahren in Lima stellte sich als Herausforderung dar. Wir mussten uns an das stetige Gehupe und das abrupte Spurenwechseln der Peruaner erst einmal gewöhnen. Den nächsten Tag nutzten wir, um die Islas Ballestas und die Reserva Nacional de Paracas zu besuchen. Die Artenvielfalt ist wirklich beeindruckend: Flamingos, Seelöwen und Pelikane. Am nächsten Morgen ging es weiter in die naheliegende Oase Huacachina, wo wir abends eine Buggy-Tour durch die Wüste machten.
Am nächsten Tag stand die längste Tour an. Von Huacachina ging es neun Stunden durch Wüstenlandschaften, vorbei an den Nazca-Linien und später entlang der Küste nach Camaná. Als wir endlich ankamen, erwartete uns ein Verkehrschaos: Es war der 31.12. und viele Leute aus der Umgebung kommen nach Camaná, um dort am Strand Silvester zu feiern. Um einen sicheren Parkplatz zu finden oder mich über die regionalen Silvestertraditionen mit den Leuten auszutauschen, konnte ich gleich mein Spanisch einsetzen und auffrischen.
Auch wenn Neujahr war, sind wir morgens früh aufgestanden, um den nächsten Streckenabschnitt nach Arequipa zurückzulegen. Nach unserem Aufenthalt in Arequipa sahen wir nun am Straßenrand die ersten Warnschilder, die darauf hinwiesen, dass Vicuñas, Lamas oder Alpacas die Straße überqueren könnten. Gespannt hielten wir Ausschau und siehe da: Nach und nach sahen wir immer wieder kleine Herden am Straßenrand!
Da wir in der Regenzeit reisten und nun die Bergstrecke der Route anlag, wurde es ab und zu neblig. Da wir jedoch vorher gehört hatten, dass teilweise ganze Streckenabschnitte gesperrt sein könnten, hatten wir viel Glück, da wir wirklich gut durchkamen. Nach einer ca. fünfstündigen Fahrt, kamen wir schließlich in Puno am Titicacasee ( 3.800 Meter Höhe) an. Ein paar von uns erfuhren nun, was es heißt, höhenkrank zu sein. Kopfschmerzen und Übelkeit bremsten uns am nächsten Tag etwas aus, sodass wir dem Titicacasee nur einen kurzen Besuch abstatteten.
Weiter ging es Richtung Cusco auf der Ruta del Sol. Auf der Fahrt machten wir immer wieder einen Stopp und guckten uns die kleinen Bergdörfer wie Pukara an. Spannend war auch die Überquerung des Abra La Raya-Passes. Wir machten noch einen Zwischenstopp in San Pedro, um an nächsten Tag die archäologische Inka-Stätte Raqchi zu besuchen und am Abend endlich in Cusco anzukommen.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass wir auf der langen Fahrt wirklich viel gesehen haben und uns die Fahrt mit dem Mietwagen individuelle Zwischenstopps ermöglicht hat, sodass man Land und Leute kennenlernen konnte. Natürlich ist das Autofahren in Peru nicht für jedermann geeignet und man muss sich sicher sein, dass man sich auch die stressigen Verkehrssituationen und die Überquerung hoher Bergpässe mit Wetterwechsel zutraut. Oftmals mussten wir außerdem nach dem Weg fragen, da die Straßen und Städte zumeist kaum ausgeschildert sind. Dies bot mir jedoch die Möglichkeit, Spanisch zu lernen und ebenfalls Unterschiede in Aussprache und Wortschatz kennenzulernen. Für viele ist vermutlich ein Flug oder die Fahrt im Reisebus (der allerdings meist in der Nacht fährt, sodass man Nichts von der beeindruckenden Landschaft sieht) die bessere Wahl. Für uns war es jedoch genau die richtige Wahl, auch wenn etwas mehr Zeit zum Erkunden der spannenden Orte besser gewesen wäre.
Wencke H.