Der Amazonas ist wohl einer der weltweit bekanntesten Flüsse und Sehnsuchtsort vieler Menschen. Er ist Schauplatz vieler Abenteuerromane und –filme. Auch Teile Perus liegen im Amazonsgebiet. In Loreto, der nördlichsten und größten Provinz des Landes entsteht aus den Flüssen Marañón und Ucayali der Amazonas. Die Provinz Loreto ist so groß wie Deutschland und liegt komplett im Regenwald. Ihre Hauptstadt ist Iquitos, die größte Stadt der Welt, die nicht über den Landweg zu erreichen ist. Nur Schiffe und Flugzeuge transportieren Menschen und Güter in die mittlerweile fast eine Million fassende Dschungel-Metropole.
Auch für mich stellte der Amazonas schon immer ein reizvolles Reiseziel dar und da ich ihm in Cusco so nah wie nie zuvor und auf absehbare Zeit nicht wieder war, entschloss ich mich, während meiner freien Zeit kurz nach Weihnachten für eine Woche nach Iquitos zu fliegen. Da ich wenig Zeit hatte, entschied ich mich gegen die lange Bootsreise von 5-7 Tagen und für den Flug. Mit einem Umstieg in Lima dauerte die Reise etwa vier Stunden.
In Iquitos angekommen, bot sich mir ein Bild wie aus einer anderen Zeit. Alles schien in den 80er-Jahren stehengeblieben. Auf den Straßen fuhren bis auf wenige Ausnahmen nur Mototaxis. Alles hat einen Flair wie zu Zeiten von Werner Herzogs Film Fitzcarraldo, der tatsächlich in Iquitos und Umgebung gedreht wurde. Auch das Hotel der Film-Crew gibt es noch und es ist möglich, sich in Klaus Kinskis oder Mick Jaggers Bungalow einzuquartieren.
Um aus der Großstadt Iquitos in den tiefen Dschungel zu gelangen, hatte ich mir vorher auf Empfehlung eines Feundes eine mehrtägige Tour gebucht. Mit dem Guide Wilder sollte es am nächsten Tag für 4 Tage in den tiefen Amazonasregenwald gehen, inklusive Übernachtungen im Zelt. Mit dem Auto fuhren wir ins zwei Stunden entfernte Nauta, um von dort mit dem Boot über den Rio Marañon bis zum Amazonas und von dort über den Rio Ucayali weiter ins Grüne zu fahren. Bereits der Marañon und der Ucayali sind Flüsse enormen Ausmaßes. Wenn sie jedoch zusammenfließen und den Amazonas bilden, bietet sich ein unfassbarer Anblick. Einen Fluss dieser Größe hatte ich vorher noch nicht gesehen. Weitere zwei Stunden später erreichten wir ein kleines Dorf bestehend aus etwa 10 bis 15 Holzhäusern. Dort verbrachten wir den ersten Tag mit einer kurzen Wanderung und übernachteten in einer Holzhütte. Am nächsten Morgen ging es dann mit einem Boot weiter auf einen kleinen Nebenfluss des Ucayali und immer tiefer in den Dschungel. Nach einiger Zeit kamen wir an eine kleine Lichtung am Ufer und legten dort an. Hier schlugen wir unser Lager auf. Nachmitags begaben wir uns auf eine längere Wanderung, um nach Tieren Ausschau zu halten und den Regenwald näher kennenzulernen. Tatsächlich konnten wir neben vielen Insekten, Spinnen und Vögeln auch seltene Papageien, Affen, Faultiere und einen großen Zitteraal beobachten. Zurück im Lager bereitete uns Wilder über offenem Feuer ein leckeres typisches Abendessen aus Yukka, Kochbanane und frisch gefangenem Fisch zu. Nach dem Essen starteten wir eine Nachtwanderung, um andere, nachtaktive Tiere zu beobachten. In der Nacht regnete es ununterbrochen wie aus Strömen und das Zelt hielt nur bedingt dicht. Dieser Regen, wie man ihn nur im Dschungel erleben kann, ist wirklich beeindruckend und macht selbst eine nasse Nacht im Zelt zum unvergesslichen Erlebnis. Am nächsten Tag legten wir früh mit dem Boot ab, um uns fürs Mittagessen Piranhas zu angeln, die wir dann über einem offenen Feuer zubereiteten. Nach langer Bootsfahrt über kleine Flüsse, durch Lagunen und über den riesigen Ucayali, machten wir abends noch eine kleine Wanderung, ehe es zurück in das Dorf ging. Wir nächtigten erneut in einer der Holzhütten, um dem Regen zu entfliehen. Nach einer kurzen Wanderung ging es am nächsten Morgen bereits wieder Richtung Iquitos, wo wir zwei weitere Tage verbrachten, ehe es zurück nach Cusco ging.
Julius J.