Aktivität legt lahm – 2 Streiktage in Cusco

Die letzten zwei Tage (vom 25.-26.) legte viel politische Aktivität Cusco lahm. Etwa 50.000 Bürger Cuscos und der Umgebung demonstrierten. Wogegen? Warum? Was ist passiert?

Ursachen der Proteste waren verschiedener Art: zum Einen ging es um Benachteiligungen der Bürger und des Bezirks Cusco bei Megaprojekten wie dem Bau des internationalen Flughafens in Chinchero oder der Nutzung der Gaspipeline (gasoducto del Sur). Momentan wird um die Versteigerung des Flughafens diskutiert, der noch nicht  einmal gebaut ist. Wer bekommt die Rechte? Wer wird das Geld verdienen am Flughafen? Wahrscheinlich werden internationale Unternehmen den Flughafen kaufen und damit werden Cusco und seine Bürger nur bedingt vom Bau profitieren. Klar durch die Mengen an Touristen, die es mit einem internationalen Flughafen noch leichter haben, direkt nach Cusco zu kommen, wird auch Cusco wirtschaftlich groβen Profit schlagen. Zweifelhaft war und ist das Projekt aber sowieso schon immer: zum Einen durch die Auswirkungen auf Umwelt und Bevölkerung der Dörfer der Umgebung rund um den Flughafen, wo jetzt noch Landwirtschaft betrieben wird. Aber die Felder sind schon abgekauft… Zum Anderen soll es durch die bergige Umgebung gar nicht so einfach sein, den Flughafen anzufliegen. Nun ja und eben durch die Frage danach, wer in den Genuss des wirtschaftlichen Gewinns kommen wird. Es wurde auch schon gemunkelt, dass deutsche Firmen Interesse an dem Flughafen zeigen.. Aufgrund der Uneinigkeit, wie es mit dem Flughafen weitergeht, wurde sein Bau stillgelegt, was bedeutet, dass die einstigen Bauarbeiter dort gerade arbeitslos sind, ohne zu wissen, wie es weiter geht.

In Punkto Gasoducto erzählte mir mein Mitbewohner, dass die Problematik u.a. darin besteht, dass die Gasvorkommen zwar im Bezirk Cusco abgebaut werden, der Groβteil des Gases aber durch die Pipeline in die Hauptstadt geleitet wird, während es hier teils einen Gasmangel gebe.

Also Unklarheit – Ungerechtigkeit – Unzufriedenheit …

Wilfrido Alvarez, der Vorsitzende der Vereinigung der Arbeiter Cuscos (Federación Deparmental de Trabajadores del Cusco FDTC), forderte daher während des Streiks den Präsidenten Ollanta Humala und den Premierminister René Cornejo dazu auf, in Kürze eine Ratsversammlung einzuberufen, in dem es um die Lösung der Themen gehe. Sie sollen Expertengruppen zusammenstellen, um die Umsetzung der beiden Megaprojekte voranzutreiben und zu verhandeln.

Ein anderer Grund für den Missmut der Cusqueños sind Haushaltskürzungen der Region und seiner Kommunen bei gleichzeitigen (nicht unbeachtlichen) Gehaltserhöhungen von Politikern. Klar, da stimmt doch irgendwas nicht… Die Demo richtet sich also gegen den Staat, in jedem Fall über kommunale Ebene hinaus. Politische Versprechen, die bisher nur Versprechungen waren, sollen eingehalten werden. Daher wird es – werden die Verhandlungen nicht positiv ergebnisreich vorangetrieben – Anfang März zwei Tage Nationalstreik geben.

Auswirkungen hatte der Streik zumindest auf Cusco-Ebene und laut Berichterstattung wurde auch um das Aussenbild gefürchtet, denn insbesondere der Tourismussektor war ziemlich stark betroffen. Inwiefern? Zum Einen verbarrikadierten die Demonstranten Straβen, sodass wichtige touristische Ziele nicht angesteuert werden konnten und Reisen gekenzelt werden mussten, z.B. Touren nach Pisac, ins Heilige Tal oder nach Chinchero. Auβerdem beteiligte sich der gröβte Teil der Busunternehmen und Taxifahrer am Streik, sodass insgesamt es gar keine oder nur bedingte Möglichkeiten gab, überhaupt in der Stadt umherzukommen. Und erwischte man ein Taxi, begab man sich eine nicht angenehme Situation, denn die Taxis – die sich aus Augen der Streiker am Streik beteiligen sollten und verräterisch agierten, indem sie weiter ihre Dienste anboten – wurden angegriffen und mit Flaschen, Steinen oder anderem Geschoss beworfen. Hier kommt schon durch, dass die Proteste nicht nur friedlich zugingen. Als 350 Demonstranten den Flughafen besetzen wollten, setzte die Polizei Tränengas ein. Resultat: 5 Verletzte, 3 Inhaftierte. Und das sind bestimmt nicht alle…

Man kann sich vorstellen, dass die Stadt, abgesehen von den Protestplätzen und der in der Luft liegenden Ruhe-vor-dem-Sturm-Stimmung, recht ruhig war: keine Autos, kein Gehupe und Läden und Restaurants waren geschlossen. Klar bedeutet das wirtschaftliche Verluste. 90 Prozent der Wirtschaft wurden lahmgelegt in den zwei Tagen, das bedeutet ein Verlust von etwa 6 Millionen Soles (= ca. 1,5 Millionen Euro). Wirksam, könnte ich mir vorstellen. Würde ich mir erhoffen. Mal schauen… Die politische Beteiligung war auf jeden Fall groβ, die Radikalität aus meinen Augen bewundernswert und zeigt: es gibt ziemlich viel Unzufriedenheit, Wunsch nach- und Eigeninitiative zu Veränderung und Partizipation.

 

 

 

Wenn zwar nicht sehr befriedigende Berichterstattung (aber immerhin), hier einige Nachrichtenquellen:

http://www.larepublica.pe/27-02-2014/despues-de-dos-dias-de-protestas-cusco-pide-dialogo-al-gobierno#!foto3

http://peru21.pe/actualidad/cusco-paralizacion-48-horas-deja-cinco-heridos-y-tres-detenidos-2171651

http://www.rpp.com.pe/2014-02-25-paro-por-la-dignidad-del-cusco-es-contundente-afirma-fdtc-noticia_672438.html

 

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