Karneval in den Anden

Momentan ist (oder war?) nicht nur Karnevalszeit in Deutschland, sondern auch hier in Peru. In Cusco solls gar nicht so gross sein und sowieso eher ne Touristengeschichte, als ein „wirkliches Karneval“ auch nicht. Aber selbst habe ich es hier nicht gesehen und was ist schon „wirkliches Karneval“?.  Ich auf jeden Fall war letzten Sonntag als die meisten fiestas gefeiert wurden in Pisac, einer kleinen schönen Stadt, etwa eine halbe Stunde entfernt von Cusco im Heiligen Tal (Valle Sagrado). Und durchreisemässig bin ich auf dem Weg dorthin an anderen kleineren Orten im etwa hergekommen, wo ich was mitbekommen habe. Und zwar nicht wenig…

Das Erste überhaupt, was ich von Karneval hier erlebt habe hier, war schon vor fast zwei Wochen als die Karnevalszeit anfing und zwar folgendes, was einem Freund von mir passierte, als wir gemeinsam bei Sacsayhuaman herwanderten: ein paar fröhliche Mädchen fragten ihn „Weisst du, wann Karneval ist?“, er eigentlich wissend aber verpeilt „Nee, wann denn?“ und Zack hatte er ne ganze Ladung Wasser auf seinem Poncho als Strafe. Ich fands witzig und hab mich mit den Mädels kaputtgelacht, denn auf mich hatten sie es nicht abgesehen. Jaja, bis….

Ja bis zu dem besagten Sonntag des letzten Wochenendes, als ich nichtsahnend mit einer Freundin an der Hauptverkehrsstrasse im Valle Sagrado von einem Ort zum nächsten gehen wollte, um Karneval anzuschauen. Ein warmer Tag wars –  sanfte Brise, Sonnenschein, Flussrauschen, gute Laune – da nahte die Gefahr. Am anderenn Strassenrand vor den Häusern schon aus der Ferne zu sehen: Kinder. Kinder mit riesigen Wassermaschinenguns. Kinder mit Wassereimern. Jugendliche mit Wasserbomben. Schluck. Wasserkrieg war angesagt und wer die Opfer waren, klare Sache. Doch es kam noch schlimmer: brummbrummbrumm nahten sie. Autos. Beladen mit kampflustigen wasserfeuernden Kriegern. Das war fies und hinterhältig. Richtig fies. Wenn anfangs auch etwas lustig. Und ich hab mich insbesondere beim Wegrennen vor den Brutalos an Kinderzeiten erinnert, in denen ich vor anderen Kriegern wegrannte. Als Erwachsene griffen wir dann letztlich doch lieber auf ein collectivo (Minibus) zurück.

Als wir unser erstes geplantes Karnevalsziel Calca traumatisiert erreichten, wurde es auch von oben nass, Sturzregen setzte ein. Also fuhren wir weiter nach Pisac und da war alles ok und warm. Am ersten Wasserpistolen- und Schneespraystand legten wir uns Schneespray zu, damit wir uns auch wehren können. Okay – also ihr könnt es euch schon denken: nassspritzen oder -sprayen ist Hauptaktivität des Karnevals hier und auch ne unterhaltsame Sache. Wenn man nicht in eine Jugendgang mit etlichen Wasserbomben gerät oder eben an einer Strasse hergeht. Nass oder schaumig wird man aber eh, manche mehr, manche weniger.

Auf dem plaza de armas in Pisac war die Hölle los. Hauptattraktion waren die Tänze verschiedener Gruppen in der Mitte des Platzes, die von Live-Musik begleitet wurden. Zwischen 8-10 Minuten hatte jede Gruppe Zeit, um ihren Auftritt zu präsentieren. In folklorischen Trachten, sehr bunt und oft mit ausladenden Hüten, tanzten die Gruppen – in der Regel je zur Hälfte Frauen und Männer – Themen aus dem Leben. (oder dem einstigen Leben?) Darin können Bewegungen z.B. Feldarbeit oder verschiedene Naturelemente darstellen oder auch Kämpfe und Rituale. Ganz witzig fand ichs, als die Frauen (nicht unbedingt ballerinamässig) auf die Rücken der Männer hopsten und die sich im Kreis drehten. Richtig verstanden hab ich alles nicht, dafür fehlte mir dann doch Hintergrundwissen, aber schön und interessant war es und ich finde es toll, dass Kulturgut bewahrt und stolz präsentiert wird. Auch von jungen Menschen.

Natürlich gab es auch viel zum Futtern: Zuckerwatte, choclos (helle Maiskolben) mit Käse, gegrilltes Fleisch verschiedenster Art, Riesengläser rosa Chicha-Bier (aus dem schwarz-violetten Mais gegart), Nudeln mit Papas (Kartoffeln) und scharfer Sosse und etliches anders…

Auf jeden Fall haben die Menschen, wie bei uns auch an Karneval viel Spass, versammeln sich, torkeln betrunken durch die Gegend, machen Quatsch und geniessen die verrückte Zeit, in der sie mehr dürfen, als sonst. Auch ohne Verkleidung, dafür aber mit Wasserbomben und Schneespray ausgestattet.

   

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