Hallo zusammen,
Es ist schon Ende Februar: Die Zeit vergeht wie im Flug. Man kann es nicht anders sagen. Als ich meine Zeit in Peru geplant hatte, hatte ich mich ehrlich gesagt überhaupt nicht damit beschäftigt zu welcher Jahreszeit bzw. zu welchen Festlichkeiten ich nach Peru gehen würde. Insofern ist alles das, was ich hier erlebe eine kleine Überraschung. So war es mit der Regenzeit und so war es auch mit Karneval! “La próxima semana celebramos las carnavales”, sagte mir meine Gastmutter. “¡Vamos a jugar con agua!”. Mit Wasser? Wie es wird mit Wasser gespielt an Karneval? Und in der Tat: Ein ganz anderes Karneval hier in Peru – eine feuchtfröhliche Celebración anstelle von Kamelle und Viva Colonia (es lebe das Rheinland)!
Nach einer sehr schlimmen Mandelentzündung, die mich fast eine ganze Woche außer Gefecht gesetzt hatte und mich dazu zwang nach fast 20 Jahren mal wieder Antibiotika zu nehmen, war es dann endlich soweit: Der Karnevalssonntag war gekommen. Ich fühlte mich wieder einigermaßen fit und ging hinunter zum großen Mittagessen. Wie bereits geschildert: Das Mittagessen fällt hier sowieso schon immer sehr groß aus, ich konnte also nur erahnen, wie das Mittagessen aussehen würde, als die Familie mir beim Frühstück schon sagte, dass ich nicht so viel frühstücken solle, da es viel zu essen gäbe am Mittag. Aber zuvor wurde typisch peruanische und bolivianische Karnevalsmusik angemacht und es wurde um den Wohnzimmertisch herum getanzt. Groß und klein, jung und alt, alle hielten sich an den Händen und hüpften freudig um den Tisch. An den genauen Übergang zur Schaumschlacht kann ich mich nicht mehr erinnern, plötzlich hatte jeder von uns eine Spraydose in der Hand und lief sich draußen hinterher mit dem Ziel den anderen so stark wie möglich einzuschäumen. Auf die Klamotten, in die Haare, ins Gesicht, es gab keine Tabus. Aus der Ferne oder aber auch direkt vor der Nase. Es wurde geschäumt, was das Zeug hält und alle hatten Spaß – am Ende machten wir noch gemeinsame Fotos, die ich letzte Woche bereits in ausgedruckter Form in den Händen halten durfte.
Wer wollte, konnte sich nach der Schaumschlacht noch schnell umziehen und begab sich dann an den großen Gabentisch. Ich glaube, ich habe noch nie so viel verschiedenes und leckeres Essen auf einem Teller gesehen. Natürlich gab es (wie immer) vor dem Essen als Vorspeise eine Suppe. Danach ging jeder mit seinem leeren Teller in die Küche und es wurde serviert. Zuerst Gemüse: Yuka, Karotten gekocht, Kürbis, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Aprikose, noch weiteres Gemüse (, dessen Namen ich leider vergessen habe), dann das Fleisch, drei verschiedene Fleischsorten, Platano und oben drauf Reis mit Soße. Hilfe! Ich habe versucht meinen Teller nicht ganz so voll zu machen, um sicherzustellen, dass ich alles aufessen kann und mit einer leckeren selbstgemachten Aji-Soße gelang mir das auch. ¡Rico!
Später am Nachmittag wurde Karaoke gesungen. Eine weitere Überraschung für mich: Das Karaokesingen ist hier wirklich sehr beliebt. Warum und woher die Tradition kommt, muss ich noch herausfinden… Wir hatten zwei Mikrofone und es wurde ein peruanisches Lied nach dem anderen gesungen. Nachdem ich nun schon einige Male auch mit Freunden und Familie in einer Karaokebar war, ist mir das ein oder andere Lied schon bekannt. Schön sind sie die peruanischen Lieder und es ist toll zu sehen, wie alle mitsingen können und den Liedtext auswendig kennen. Übrigens ist das Karaokesingen auch sehr gut dazu geeignet, um sein Spanisch zu verbessern – eine wirklich tolle Übung! Im Ernst: Ich freue mich immer, wenn ich alles verstehe und einen Subjuntivo entdecke und ableiten kann von welchem Verb er stammt :)!
Der Tag nahm also seinen Lauf und wir hatten eine tolle Zeit zusammen… Später fuhren wir noch für einen Moment in die Stadt, aber das wurde schnell zu “gefährlich” für mich als Touristin, denn gerade auf der Plaza der Armas war man vor Wassermengen, Farben und Schaum nicht sicher… dennoch eine lustige Tradition!
Mein Praktikum verläuft weiterhin gut und mir graut es davor ans Ende zu denken. Es ist verrückt, wie schnell sich ein Mensch an ein neues Umfeld gewöhnen kann…
Abschließend noch ein paar Fotos von unserer letzten Exkursion nach Maras und Urubamba.
Es war einmal wieder sehr lehrreich wir besuchten die Salzanlagen in Maras (, die zur jetzigen Jahreszeit zwar nicht so weiß sind, aber dennoch sehr beeindruckend). Von dort aus wanderten wir nach Urubamba und ich muss ehrlich sagen, dass die Wanderung eines meiner Highlights war. Ich liebe es hier in den Bergen wandern zu gehen – natürlich gibt es auch andere Länder mit herrlichen Landschaften und Bergen, aber die Mystik und Ruhe, die hier in den Bergen herrscht, ist einfach unbeschreiblich schön und überträgt sich auf das Innere einer Person…
PS: Übrigens wurde hier eine Woche später schon wieder Karneval gefeiert! Das ist anscheinend mit allen Festlichkeiten so… das Fest geht immer weiter… and it goes on and on and on…
Bis bald!
Olivia