Mein Block

Ich wohne in der Nähe des Plaza San Blas, in dem Künstlerviertel Cuscos. Schon mein Hostel, in dem ich die erste Zeit hier verbrachte, liegt ganz nah an diesem Platz und für mich war ganz schnell klar, dass ich auch hier wohnen möchte. Dieser Artikel ist einer meiner letzten Blog-Artikel und widmet sich resümierend Lieblingsplätzen in meinem Block – der Gegend um den Plaza San Blas.

der Plaza San Blas – das Zentrum meines Blocks

 

Mein Block: Das sind kleine Gassen, die an die Strassen Italiens oder Spaniens erinnern. Das sind Kunsthandwerkläden mit Bildern, Schmuck, Taschen, Strickprodukten. Das sind immer wieder schöne Blicke von oben auf Cusco, verwinkelte Ecken und verwunschene Brunnen. Das sind Restaurants, Kneipen und Cafés. Das sind hippiemäβige und talentierte Straβenverkäufer aus ganz Südamerika, an denen man (als Frau) nicht ohne Geschenk oder Anmache vorbeikommt. Das ist manchmal auch Musik oder Capoeira auf der Plaza. Und das sind manchmal auch saftig grüne Graswegränder und Rapsgeruch. Und für mich ist es die Nähe zur Stadt und gleichzeitig die Nähe zum Berg, zum Rauskommen aus der Stadt.

Besonderen Charme haben doch immer wieder die Straβen. Sei es mit Treppenstufen runter (die man beim hochgehen dann allerdings mit ganz anderen Augen sieht) oder kakteenbepflanzten Erdmauern. Durch die Gassen zu klüngeln macht immer Spaβ und lässt mich manchmal in ein anderes Zeitalter versetzt fühlen. Nur die Straβe, die so viele Menschen anzieht –  die Inkasteinmauerstraβe – mag ich nicht. Eben weil sie so viele Menschen anzieht und es kaum ein Durchkommen gibt und ich die Begeisterung nur begrenzt verstehe.

  

 

Lichtspiel mit Laternen und Kakteen (Kiskapata)

 

Möchtet ihr einen Tag rund um den  Plaza San Blas verbringen, dann geht doch erst mal vom Plaza die Straβe Carmen Bajo weiter runter und im „Greenpoint“ auf der Terasse ein leckeres und ausgefeiltes Mittagsmenü essen (mit Salat, Suppe, Hauptspeise, Nachtisch – alles vegan, aber ohne Verzichtgefühl für 10 Soles). Danach ist Bewegung auch nicht schlecht. Oder ein Verdauungscafé? Den könnt ihr euch gut in der Straβe Tandapata holen im „Café Loco“ oder im „Pantastico“. In beiden (nebeneinanderliegenden) Cafés könnt ihr euren Kaffee (im Café Loco auch aussergewöhnlichere Teesorten) mit Panoramablick auf die Stadt genieβen. Oder ihr nehmt euch den Kaffee mit und badet mit Glück Sonne und sonst einfach Flair auf dem Plaza San Blas, nur einige Schritte weiter. Vielleicht habt ihr Glück und jemand macht Musik oder ihr könnt euch bei einem der euch umzirzenden südamerikanischen Hippiehändlern ein schönes handgefertigtes Schmuckstück kaufen und damit die Reisekasse des Verkäufers aufbessern.  Im Pantastico gibts übrigens leckeres Brot, was durch Zutaten wie Quinoa oder Maca anders ist, als das übliche Brot hier und nach was schmeckt. Auβerdem gibts tolle Leckereien. Mein Liebling ist der Bananenkuchen mit Schokostückchen: saftig, süβ und nur etwas sündhaft.

  

 

Tandapata in Richtung Plaza San Blas – viele Leckereien und artesanos

 

Wenn man die Tandapata nun von den Cafés aus weiter geht nicht in Richtung des Platzes, sondern gefühlt eher nach auβerhalb, kommt man nach einer Minute an einer Ecke vorbei, wo rechterhand der Mercado San Blas liegt. Möchtet ihr Gemüse kaufen, empfehle ich die erste Verkäuferin links, für Obst die mittlere Verkäuferin. Ich bin ja totaler Obstfreak und mein neues Lieblingsobst ist Pepino (das heiβt auch Gurke, ist aber total unterschiedlich). Total saftig-mhm. Probiert euch durch. Reisen geht durch den Magen.

 

der Mercado

 

Ok, mal weg vom Essen… Also wenn man die Tandapata weiter geht, wird die Straβe zu einem ungepflasterten Schotterweg, umgeben von Gärten, duftend nach Raps, der am Wegesrand wächst. Ein schöner Weg, aber lieber nicht nachts, da ist er gefährlich. Am Ende dieses Weges türmt sich vor euch schon der „Macchu Picchu für Arme“ auf – La mesa redonda („der runde Tisch“)– auch einer meiner Lieblinge. An dem Felsen könnt ihr bei Bachgeplätscher endlich mal auf einem Stückchen Wiese relaxen. Mit Blick auf Cusco natürlich mal wieder. Die Steine haben was mystisches, an einer Stelle soll man einen eingeritzten Kondor finden können.

   mesa redonda – grün…

 

Bewegt man sich von dort aus weiter hoch aus der Stadt, kommt man entweder an Höhlen vorbei oder einen anderen schönen Weg, der leider keinen Straβennamen trägt. Auf diesen Weg kommt ihr, wenn ihr von der Straβe Jardines del Inca, die oberhalb des mesa redonda liegt, eine der Treppen hochgeht. Bachgeplätscher, Blumenduft und Steine sind allgegenwertig. Jetzt gehts mal einmal aus meinem „Block“ raus, denn einer meiner absoluten Lieblingsplätze ist der Templo de la luna (der Mondtempel) oder besser gesagt die Gegend drumherum. Vom mesa redonda dauert es bis dahin etwa eine halbe Stunde, immer schön berghoch. Fragt nach dem Weg… Der Aufstieg ist schön und oben angekommen hat mans so gut: Weite, Wasser, der mystische Tempel, immer wieder alte Ruinen, Felder, Berge, Eukalyptusgeruch, das Gefühl, man könnte immer weiter und weiter und weiter gehen bis ans Ende der Anden. Man ist dort auch im Prinzip nicht weit von Qenko, Sacsayhuaman usw. entfernt, aber das sind keine Lieblingsorte von mir… Erkundet dort oben Höhlen, Ruinen, lauscht dem Bach, den Vögeln, spürt den Ort. Es ist toll.

   

 

auf dem Weg zum templo de la luna

 

der templo de la luna thront über Cusco

 

 

Wieder runter in die Stadt geht ihr wieder den Weg bis ihr an einem kleinen Platz herauskommt. Der ist ganz neu, hat einen im Dunkeln beleuchteten Brunnen und noch einen Brunnen mit einer Frauenstatur. Manchmal kann man dort Chicha de Quinoa kaufen. Wenn man von dort aus weiter rechts auf die Straβe Kiskapata hochgeht, läuft man vorbei an kaktusbepflanzten Erdmauern. Ich finde den Weg ganz besonders. Mein Ziel von da aus kann eigentlich nur eins sein: der Mirador. Der Mirador ist ein Aussichtspunkt auf Cusco mit einem netten Platz. Besonders im Dunkeln ist es dort schön, weil man nicht nur den Blick auf die Lichter Cuscos, sondern auch auf die Lichter des Himmels hat. Einfach auf eine Bank legen und hochschauen. Am Mirador obehalb gibt es eine Minibar mit einer Miniterrasse, die ich noch nicht ausprobiert hab, die aber sehr gemütlich aussieht. Auβerdem ist in einer Bar drauβen Bier trinken eine echte Ausnahme in Cusco. Etwa schicker und drinnen ist die „Limbo-Restobar“ unterhalb des Miradors, die quasi eine einzige verglaste Terrasse ist. Dort einen Cocktail bei Lifemusik schlürfen ist auch nicht schlecht. Von der Straβe aus führt euch eine Lichterschlange in die Bar hinein. Das hat Stil.

  1. der kleine Platz, wo es die Kiskapata hochgeht 2. der mirador 3. die Limbo-Restobar (in 2 ganz rechts unterhalb des Platzes zu sehen)

 

Es ist ja schon wieder Essenszeit mittlerweile! Geht weiter die Straβe Kiskapata entlang und dann die nächste Straβe links hinunter, in die Calle Siete Angelitos. In dieser Straβe der sieben Engelchen könnt ihr es euch munden lassen und zwar empfehle ich euch das „Saqras“ (es gibt zwei davon in der Straβe, ich empfehle atmosphärisch das zweite davon). Es ist dort sehr klein und gemütlich. Und warm, denn es gibt einen Steinofen, in dem leckere Pizza gebacken wird. Zu empfehlen ist dort ein Menü mit Pizza. Dort bekommt man Knobibrot, einen Mini-Wein oder Pisco Sour, eine Vorspeise, Hauptspeise, Nachtisch und einen alkoholfreien Drink. Meine Freundin und ich wir nehmen uns immer vor, dort nicht das Menü zu essen, denn man ist kugelrund danach. Wir schaffen es aber letztlich nie, nicht nach Hause zu rollen. Es ist eben lecker… Alternativ zu Pizza bekommt man auch die typischen cuequeñischen Tourimenüs, z.B. Alpaca.

Wer mal Lust auf was Anderes und Exquisiteres hat, der kann auch in das französische Restaurant „La Caverne del Oriente“gehen in der Tandapata. Blaue Schwingtüren lassen euch hinein in die kleine aber sehr feine Stube. Dort ist es auch wunderbar gemütlich, das Personal charmant, die Musik entspannt, die Weine gut und natürlich auch die Speisen, die teilweise französische und peruanische Küche raffiniert kombinieren. Der Renner ist Couscous mit Alpaca. Und wieder ist der Blick vom Minibalkon wunderschön und besonders am Tag in der Sonne zu genieβen.

 Blick aus der Caverne

Wer Lust hat, wegzugehen rund um San Blas, der kann in der Tandapata auf der Ecke Tandapata und Cuesta San Blas, also direkt am Plaza, fündig werden. Interessant ist das „Loggert“, dort gibt es viele Bilder zu bestaunen und oft Lifemusik, die auch mal etwas auβergewöhnlich oder experimentell sein kann. Gegenüber ist das „Km 0“, das ist mehr eine Kneipe und man kann unten auch rauchen. Dort wird auch jeden Abend Lifemusik gespielt, aber meist Cover. Ein Stückchen weiter ist das „Muse“ (oder „La musa“), das ist mehr was für die Reggaeliebhaber. Oben gibts eine nette Chilloutlounge. Unten auch oft Lifemusik, bei der man direkt mit dem meist Rastafari nebeneinander steht und tanzen kannt. Ich mag es, zwischendurch rauszugehen und einen Blick über den Plaza San Blas auf den Rest der Stadt zu werfen über der die Sterne stehen und mir zu denken: „Aah, hier bin ich. Das ist mein Block!“. Ja, ich mag ihn eben meinen Block…

 

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