Seit mehr als 5 Wochen bin ich nun schon in Cusco, Hauptstadt der Inka, Nabel der Welt und mein Zuhause auf Zeit. Ein Drittel meines Praktikums liegt hinter mir und ich habe schon jetzt einiges über die Arbeit an einer Sprachschule und das Leben in Südamerika gelernt.
Vor allem musste ich mich (mal wieder) daran gewöhnen, dass die Uhren außerhalb Deutschlands anders ticken. Gelassenheit steht an erster Stelle. Das ist einerseits schwierig, weil Veranstaltungszeiten oder Termine immer nur ungefähre Angaben sein können, andererseits ist der Stressfaktor dadurch ungleich niedriger.
Bezogen auf den Straßenverkehr ist Gelassenheit ein Fremdwort. Zwar gibt es Ampeln und Zebrastreifen. Allerdings regeln an 90% der Kreuzungen dauerpfeifende Polizisten scheinbar ohne System und wild fuchtelnd den stetigen Fluss aus Taxis und Bussen. Letztere sind übrigens durchweg in privater Hand und tragen melodische Namen wie „Batman“, „Zorro“ oder „Satelite“. Staatlich getragene öffentliche Verkehrsmittel oder gar feste Fahrpläne gibt es in Cusco nicht. Dafür zahlt man für eine Busfahrt durchgängig 80 Centimos, egal ob man 2 oder 20 Stationen fährt.
Vergleichbar günstig ist das Essen hier. Kochen lohnt sich quasi nicht, da viele Restaurants für ca. 10 Soles ein vollwertiges Menü samt Vorspeise, Hauptgang und Getränk anbieten. Dieses reicht dann auch für den Rest des Tages, sodass sich abendlicher Heißhunger wie in der deutschen Pfefferkuchenzeit nur äußerst selten einstellt.
Eine weitere Kuriosität ist auch das Klima in Cusco. Mal heiß, mal kalt, mal Regen, mal Sonne. Und das alles innerhalb eines Nachmittags. Die obligatorische Regenjacke ist immer mit dabei, der Sonnenschutz allerdings auch. Mit dem Wetter einher geht der stetige Wechsel zwischen Frostbeulen und Schweißausbrüchen. Nach einigen Wochen und einer Bronchitis habe ich mich aber gut akklimatisiert. Mittlerweile freue ich mich sogar manchmal über die Temperaturen – im Vergleich zum deutschen Winter sind sie geradezu frühlingshaft.
Temperatur ist auch ein Stichwort in Bezug auf das Leitungswasser. Ist es in meiner Unterkunft glücklicherweise durchgängig warm, klagen nicht wenige über unvorhersehbare Kälteeinbrüche und Druckabfälle – natürlich immer genau dann, wenn man komplett eingeschäumt unter der Dusche steht. Auch ich habe in solchen Situationen schon dem Erfrierungstod ins Auge geblickt – allerdings nur wenige Male. Nach dem Wechsel meiner Unterkunft war dieses Abenteuer (zum Glück) vorbei.
In ACUPARI habe ich mich inzwischen gut eingelebt. Meine Arbeit hier am Kulturinstitut ist vergleichbar mit dem Wetter. Kaum ein Tag gleicht dem anderen und etwas zu tun gibt es immer. Natürlich geht mal etwas schief oder klappt nicht wie erhofft – noch dazu am anderen Ende der Welt. Dennoch könnte ich mir keinen schöneren Ort als Cusco für mein Pflichtpraktikum vorstellen!
Ich kümmere mich hauptsächlich um die traditionellen ACUPARI-Veranstaltungen wie Filmabend am Dienstag (ab 18:15 Uhr), Salsa am Mittwoch (ab 15:30 Uhr) und Café Berlin am Freitag (ab 18:00 Uhr). Für letzteres habe ich vergangenen Freitag den ersten „Kalten Hund“ meines Lebens gemacht und alle waren begeistert. Soviel zum typisch deutschen Essen 😉
Außerdem gebe ich zweimal in der Woche Deutsch-Nachhilfe und durfte auch schon zwei Unterrichtsstunden vertreten. Mittlerweile bin ich für Spanisch- wie Deutschschüler ein fester Ansprechpartner bei allen Fragen und Problemchen geworden, was einer der schönsten Bestandteile meines Praktikums ist. Fast jede Woche treffe ich auf neue Gesichter, lerne mehr über Cusco, ACUPARI und vor allem mich selbst.
Bis ganz bald an dieser Stelle!
¡Hasta luego!