Jedes Jahr wiederholt sich diese Tradition, die schon seit vielen Jahrzehnten existiert. Die berühmte Brücke aus „sogas hecho a base de ichu“ (Ichugras) geformt, wird jedes Jahr zu Anfang Juni wieder zerstört und komplett neu aufgebaut.
Unterbrochen wurde diese Tradition als man in der Nähe eine neue, befahrbare Brücke, baute und die alte Hängebrücke kaum noch benutzt wurde. In den folgenden Jahren verschlechterten sich die Ernten und die gläubige Bevölkerung führte dies auf den Umstand zurück, dass die alte Brücke nicht mehr jedes Jahr neu konstruiert wurde. Seit ca. 10 Jahren wird Qu’eswachaka deshalb wieder jedes Jahr neu gebaut.
Von Cusco führt die Route, in Richtung Puno, über die Region der 4 Lagunen und wir machten auch noch in einigen Dorfgemeinschaften halt. Schliesslich gelangten wir endlich an den Ort des Spektakels, weit draussen auf dem Land, wo die Grundstrukturen der Brücke schon erkennbar waren.
Der Bau der Brücke ist eine Gemeinschaftsaktion aller umliegenden Gemeinden, wie schon zu Zeiten der Inkas. Jeder hat hier seine Aufgabe. Die Frauen flecheten das Ichu Gras zu Seilen , die Männer bauen an der Brücke. Während der ganzen Prozedur dürfen sich nur die Männer unten an der Brücke aufhalten. Die Frauen müssen, um kein Unglück heraufzubeschwören, Abstand halten.
Kurz nach unserer Ankunft machten sich die Männer schon daran, die letzten Handgriffe anzulegen und die Verknüpfungen an den Seiten der Hängebrücke herzustellen. Dies ging schneller und unkomplizierter, als ich dachte. Als gegen 17 Uhr die Konstruktion auf ein Neues beendet und von den Andenpriestern eine Zeremonie zur Einweihung der Brücke vollzogen war, fingen die Leute von beiden Seiten an, sich langsam an den Seilen voranzutasten, um das andere Ende der Brücke zu erreichen und die neue Hängebrücke somit einzuweihen.
Die Nacht verbrachten wir im Haus der Familie unseres Guides bei Lagerfeuer und einigen typischen Tänzen aus der Region. Am nächsten Tag machten wir uns erneut auf, denn am Ort des Geschehens erwartete uns ein Tanzwettbwerb andiner Volkstänze und eine grossartige Feststimmung, wie man sie sonst nur vom Karneval kennt.
Tschüss, bis zum nächsten Jahr